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Statistiken in der Schweiz: Zwischen Verwunderung und Unverständnis

Statistiken in der Schweiz: Zwischen Verwunderung und Unverständnis

Der Bundesrat lehnte die parlamentarische Motion «Verbesserung der Statistiken zu verschwundenen Kindern» ab und sie wurde definitiv abgeschrieben.

Zum jetzigen Zeitpunkt verfügt die Schweiz über keine offiziellen Statistiken zu verschwundenen Minderjährigen. Es ist also nicht möglich zu wissen, wie viele Minderjährige jährlich in der Schweiz verschwinden. Man kann sich nicht einmal ein vages Bild vom Ausmass dieses Phänomens in unserem Land machen.

Um diesen Mangel zu beheben, hat die ehemalige Nationalrätin Géraldine Marchand-Ballet im September 2017 eine parlamentarische Motion eingereicht, die darauf abzielt, «die Statistiken über vermisste Kinder zu verbessern».

Diese Motion wurde vom Bundesrat abgelehnt. Er sieht in der Erarbeitung detaillierter Statistiken keinen operationellen Mehrwert und eine solche Erarbeitung wäre mit einem unverhältnismässigen Aufwand für die Kantone verbunden.

Die Motion wurde nun endgültig abgeschrieben und wird folglich nicht mehr auf der politischen Agenda stehen, «weil nicht innert zwei Jahren abschliessend im Nationalrat behandelt».

Missing Children Switzerland ist empört über diesen Ausgang. Sowohl die Tatsache, dass diese Angelegenheit keinen Erfolg hatte, als auch die vom Bundesrat vorgebrachte Argumentation zeugen von einer Verkennung unseres Anliegens und des Schicksals vermisster Kinder.

Die Weigerung, eine solch zentrale Problematik wie die Nichtquantifizierbarkeit der Anzahl vermisster Minderjähriger in der Schweiz auf die Tagesordnung zu setzten, ruft bei uns grösstes Unverständnis hervor und zeigt den fehlenden politischen Willen, auf diese Notwendigkeit zu reagieren.

Wir warten nun also darauf, dass im Parlament eine neue Motion in dieser Sache eingereicht wird und dass Frau Marchand-Ballet ihr Engagement weiterführt, indem sie diese Angelegenheit nach Ablauf ihres Mandates der oder dem Nächstgewählten übergibt.